Thorn P’Thall, unehelicher Sohn des damaligen Gardeleutnants Thakra I’ren P’Thall und einer seinem Kommando unterstellten Gefreiten Namens Ma’Yen, kam auf einem kraterüberzogenen staubigen Felsbrocken Namens Xi Draconis zur Welt, wo eine Brigade der andorianischen Imperialen Garde eine monatelange Strafexpedition gegen einen unabhängigen klingonischen Kriegsherrn führte, dessen größter Fehler es gewesen war, eine seiner Schiffsbesatzungen ein Massaker auf einem andorianischen Großtransport anrichten zu lassen. Weder die Logbücher und Akten aus dieser Zeit noch Thakra P’Thall verrieten Thorn viel über die Frau, die sein Vater erst posthum heiratete, (oder bessergesagt zeremoniell zu einer seiner Ehepartnerinnen erklärte) nachdem sie bald nach der Geburt des Jungen im Gefecht fiel. Die Zeremonie wurde nach der Ernennung des Vaters zum Brigadegeneral vollzogen, mehr als alles andere ein politisches Manöver- zum dritten und vierten Elternteil wurden der vorgeschlagene Adjutant Yu’Lehk Perh (um sich durch die unumstößliche Familientreue dessen Loyalität zu sichern und jede Duellambition im Keim zu ersticken) und die Senatorin Nimas Renak’h (aus machtpolitischen und sexuellen Gründen), was beide zu Teilen des Clans machte in dem Thorn nun aufwachsen würde.
Sein weiteres Leben war eine typische Geschichte aus dem andorianischen Polit- und Militäradel. Seit dem siebten Lebensjahr besuchte er (anfangs in einer Vorbildungseinheit, eine Art Vollzeit-Kindergarten mit militärischem Drill) die Thy’lek-Shran-Akademie, mit dem vorbestimmten Schicksal Karriere in der Imperialen Garde zu machen, einem umstrittenen Überbleibsel aus den Tagen vor der Föderation. Eine kleine, höchst elitäre Armee, repräsentativ, traditionell, teils im Geheimen höchst aktiv- die perfekte Mischung aus traditionsreicher Paradeeinheit und brutal effizienter Fremdenlegion. Daneben wuchs er hauptsächlich unter Bediensteten auf, denn sein Vater wie auch seine Ehepartner hatten weder Zeit noch Wärme für ihn über- bis auf Yu’Lekh, der ihm bald Freund, Mentor und Vaterfigur wurde.
Dies änderte sich, als Thorn 17 war. Inzwischen zu einem intelligenten, scharfsinnigen und kämpferisch versierten Offiziersanwärter gereift, aber auch leidenschaftlich und idealistisch, erfuhr Thorn durch seines Vaters Ernennung zum Feldmarschall des obersten Stabes von Andor plötzlich dessen Aufmerksamkeit. Anfangs war er davon befremdet, und erwiderte diese Hinwendung nicht. Doch die Felderfahrung näherte ihn seinem Vater über Monate und Jahre unausweichlich an, in Charakter und Eigenschaften, während Yu’Lekh von Thakra gedrängt immer weiter abseits stand. Als finaler Akt dieser grausamen Übung in Charakterbildung zwang Thorns Vater seinen Sohn und seinen Adjutanten in ein Ushaan, ein seltenes andorianisches Duellritual, in dessen Zuge Yu’Lekh getötet wurde- was Thorns Idealismus brach, um ihn in Form von neuem Ehrgeiz, völliger Disziplin und Traditionsliebe neu aufzubauen.
Im folgenden Jahrzehnt wuchsen Macht und Ansehen des P’Thall-Clans im Laufe eines heimlichen Bürgerkriegs auf der Hauptwelt immer weiter, der vor der Föderation geheim gehalten wurde, bis er vorbei war. Vater und Sohn (inzwischen ein vortrefflicher Brigadeleutnant der Garde) waren einander näher denn je, die Erbfolge schien sicher. Mit einem Mal jedoch realisierte Thakra I’Ren P’Thall, dass sein Sohn ein potenzielles Ziel für Anschläge und Übergriffe erster Güte war. Als ihn das Ende eines Bürgerkriegs darüber belehrte, dass das, was danach folgen sollte, weitaus schlimmer war. Es schien wie eine verkehrte Welt: Nur war es der Vater, der weicher und wärmer war, und der Sohn schien das aus Eis gemeißelte Abbild von dessen Karriere und charakterlicher Schule. Erkennend, dass er seinen Sohn nicht mehr auf diese Art riskieren konnte, versetzte Thakra Thorn in das Mannschafts-Austauschprogramm mit der Sternenflotte, unter Vorgabe politischen Kalküls, aber in Wahrheit um ihn in Sicherheit zu bringen, in einer Zeit brodelnder politischer Unruhe...
Sechs Jahre sind vergangen, seit Thorn P’Thall also zähneknirschend, und zutiefst enttäuscht von dieser missverstandenen Geste seinen Dienst auf der USS Britannia angetreten hatte. Sechs Jahre, die ihn etwas beruhigt, deutlich geprägt, und für die Vielfalt des Universums, wie auch für den Forschungs-, Diplomatie- und Verteidigungsauftrag der Sternenflotte geöffnet haben, für den er Anfangs gar keinen Sinn hatte. Er hat viel gelernt, über den Tellerrand geblickt, und seine traditionsreiche Erziehung und Ausbildung auf den Dienst in der Föderation angewendet- kurz gesagt, alle Erwartungen übertroffen. Seine Karriere war geprägt von ausgezeichneten Leistungen seitens ihm und der Abteilungen die er führte, von unorthodox harten Methoden, aber auch von viel Hingabe. In sechs Jahren hat er mit Auszeichnung die Akademie bestanden, viele diplomatische, wissenschaftliche wie auch kriegerische Schlachtfelder gemeistert, und zuletzt den Posten des Ersten Offiziers der USS Britannia übernommen, die für sein Schicksal prägend werden sollte, ebenso wie einen regelmäßigen Gastdozenten-Lehrstuhl an der Sternenflottenakademie (für Taktische Theorie und Sicherheitsstrategien). Doch so viel Disziplin, Ehrgeiz, Eifer, Flexibilität und Treue der Uniform gegenüber er auch bewiesen haben mag- er lebt für den Dienst, und die Geschichte seiner wenigen persönlichen zwischenmenschlichen Beziehungen gleicht einer Reihe abgebrannter Schlachtfelder.
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Thorn P'Thall ist kein Andorianer vieler Worte. Erzogen nach der streng militärischen Tradition seines Familienclans, liegen seine Prioritäten bei Pflichtbewusstsein, Loyalität und seiner Familie gleichermaßen. Seit seinem Eid gegenüber der Föderation fühlt er sich eben so eng daran gebunden wie an jenen Andoria, Clan und Garde gegenüber geleisteten. Dies sichert seine unbedingte Hingabe an die Werte und Ideale der Sternenflotte, wie auch immer er persönlich zu diesen stehen mag.
Das erkaltete Verhältnis zu seinem Vater ist typisch für die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Thorn zu führen bereit ist. Geprägt von Stolz und dem Bedürfnis den an ihn gerichteten Erwartungen gerecht zu werden, sieht er überschwängliche Emotion als Hindernis und überflüssig an. Dabei unterdrückt er weder Wünsche noch Sehnsüchte. Er sieht emotionale Verbindungen angesichts seiner Familiengeschichte als etwas an, das wohl überlegt sein will- und schiebt sie dadurch meistens auf Zeitpunkte auf, die niemals kommen werden.
Sein überdeutlich ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit findet seine Grenzen am Ideal der Loyalität. Verrat oder Intrigen kann Thorn auf den Tod nicht ab und verurteilt sie ohne Rücksicht auf mögliche Beweggründe. Meuterei ist in seinen Augen nicht zu verzeihen. Zu den Eigenschaften, die bei Thorn ebenfalls inakzeptabel sind, gehören ebenso Feigheit und Unaufrichtigkeit.
Er stellt hohe Ansprüche an sein Umfeld, legt bei sich jedoch mit größtem Eifer genau das gleiche Maß an. Nie würde er von Untergebenen, Gleichrangigen oder Höhergestellten etwas erwarten, das er selbst nicht vorleben kann. Auch wenn ein Vorgesetzter nicht seinem Verständnis von Kompetenz und Autorität entspricht, leistet und erwartet er unbedingten Gehorsam, wenngleich er bekannt dafür ist Spielräume und Grauzonen zu nutzen, um unter allen Bedingungen das beste Ergebnis zu erzielen. Thorns Respekt verdient man sich, in dem man die Bereitschaft zeigt schwer an sich zu arbeiten und auch Erfolge darin aufweisen kann.
Als Leutnant der Imperialen Garde Andorias ist Kameradschaft für ihn selbstverständlich und nicht selten kollidiert seine Ansicht diesbezüglich mit dem Verhalten des durchschnittlichen Sternenflottenoffiziers. Er ist in all seiner kühlen Beherrschtheit im professionellen Bereich stets Offen und hilfs- wie auch konfliktbereit. Dabei verzichtet er auf Sentimentalitäten, es geht ihm um Festigung und Härtung der Mannschaftsmoral, die er mit einem Familienclan vergleicht. In seiner perfektionistischen Art verlässt er sich meist nur auf sich und sein eigenes Urteil, Intrigen und Gerüchte sind ihm zutiefst zuwider.
- Ensign Junior Grade Taëlinai
Im Auftrag des Starfleet Counselor Corps
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