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Verfolgung war und ist etwas Grausames. Es prägt ein Leben lang und man wird immer die Verfolger als die Bösen erkennen – vorrausgesetzt, man gehörte zu den Verfolgten.
Es gab eine Zeit, in der die jetzt mächtigen und meist gefürchteten ‚Gründer’ zu den am meisten verfolgten Spezies des Weltraumes gehörten. Sobald man sie enttarnt hatte, vernichtete man sie auf die ein oder andere Weise. Nur ein toter Formwandler war ein guter Formwandler. Und nur sie wissen, wie es ihnen gelang, der Vernichtung zu entgehen und sich wieder zusammen zu finden, um nach und nach die Macht an sich zu reißen, Herrscher über das zu werden, das sie gegründet haben: Das Dominion.
Aides war schon immer ein sehr engagiertes Mitglied seiner Spezies gewesen, seit ihn die große Masse als kleinen Tropfen losgeschickt hatte, um Wissen zu sammeln und die Gemeinschaft zu stärken. Wann genau das war, wird er niemals preisgeben.
Nur ab und an überkommt ihn die Erinnerung und er wird ruhig, nachdenklich, betrachtet die anderen Spezies, die ihn jetzt, in der Sternenflotte, als friedliche Kollegen umgeben und nicht mehr im Traum daran denken, ihn an Ort und Stelle einzufrieren – was noch die netteste Methode gewesen wäre.
Es fühlt sich seltsam an, jetzt inmitten so viel jüngerer Individuen zu ‚dienen’. Hier gibt es keine Jem Hadar, denen er Befehle erteilen kann, keine unterdrückten Spezies, die er nach Lust und Laune strafen oder vielleicht auch loben kann. In seiner Heimat hat er das Recht dazu, steht über allen und allem anderen, so wie alle Mitglieder seiner Spezies.
Da war in jüngster Zeit der Überfall auf Betazed – reine Routine. Es wurden sehr viele Betazoiden eliminiert damals – auch nichts Ungewöhnliches. Wo gehobelt wird, da fallen nun mal Späne. Sie hatten gegen die Wechselbälger keine Chance, ist deren Geist doch kaum zu greifen. Aber Aides hatte es nicht als Ungerechtigkeit empfunden. Natürliche Auslese, nichts weiter. Sie hatten diesen Planeten schleifen wollen und sie hatten es getan. Punkt.
Jetzt allerdings, wenn er einem Betazoiden gegenübersteht, denkt er manchmal daran zurück und fragt sich, warum. Nur um sich dann wieder zur Vernunft zu rufen und den Einfluss, der ihn an der Sache der Gründer zweifeln lässt, zurückzudrängen.
Zed. Ein Wechselbalg, das sich nie zu den ‚Gründern’ zählen würde, nie wieder. Ein Abtrünniger, der kein Interesse an einer Vereinigung mit Seinesgleichen hat. Wie kann das sein? Er war schon solange von der großen Masse entfernt, dass er nahezu zu einem eigenen Individuum geworden war. Und Aides hatte den Auftrag bekommen, ihn zu jagen. Was kann ihren Ruf mehr schädigen als ein Verräter in den eigenen Reihen?
Deswegen ist er jetzt hier, deswegen ist er in die Sternenflotte eingetreten und durchlief die Laufbahn, die auch dieser andere Formwandler eingeschlagen hatte.
Aber Zed war nicht so lange hier gewesen, hatte sich nur kurz alles angesehen, Wissen gesammelt – der selbe Instinkt. Er hatte ihn schon vor Jahren gefunden, hatte ihn zu einer Vereinigung gezwungen und so alles Wissen mit ihm geteilt.
Vielleicht war es nicht gut gewesen, ihm die neuesten Informationen über die Pläne des Dominion zu geben. Aber wie anders hätte er das Wissen sichern sollen, das Zed gesammelt hatte? Aber es war noch mehr gewesen als nur das Wissen. Gefühle, Meinungen, Erkenntnisse. Ein Teil von Zeds Persönlichkeit war in ihn gekrochen und hatte ihn infiziert, hatte den Zweifel an der eigenen Identität gesät, der Zed all die Zeit angetrieben hatte. Und diesen Virus wollte Aides nicht zurücktragen. Er wollte Zed verstehen lernen, diesen immensen Wissensschub verarbeiten. Daher versuchte er, ein wenig in dessen Fußstapfen zu treten. Was fasziniert den anderen – ein seltsamer Gedanke, wenn man doch eigentlich Eins sein sollte – an den anderen Rassen? Was lässt ihn lächeln, sanft sein, ausrasten? Und warum?
Forschung, es ist nur Forschung, nichts anderes. Das muss sich Aides immer wieder einreden, es für sich selbst immer wieder bestätigen. Aber es wird schwer, immer schwerer, denn Zeds Bewusstsein gewinnt an Stärke, zeigt ihm immer in den richtigen Momenten Eindrücke, die ihn zweifeln und nach dem Warum dahinter forschen lassen. Hatten sie alle zusammen beschlossen, den Rest zu unterdrücken? Oder war es einer allein gewesen, ein Individuum, das die Habgier und Machtgeilheit in die Masse gebracht und sie zu dem gemacht hatte, was sie nun waren: Gefürchtete Herrscher.
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