Gemini 774 ist ein kleiner M-Klasse Planet, jenseits des cardassianischen Raums. Da er weder besondere Rohstoffe noch ungewöhnliche Mengen gebräuchlicher Ressourcen aufweisen kann und am Rand des föderierten Raums liegt, hat er weder politische, strategische noch handelswichtige Relevanz.
Auf Gemini 774 befindet sich eine Forschungsstation der Andorianer, die in Zusammenarbeit mit der örtlichen Regierung den nahe gelegenen Aureat Nebel beobachten. Aufgrund der instabilen Politik auf Gemini 774 kommt es immer wieder zu Unruhen und kleineren Kampfhandlungen, in welche die Föderation schlichtend eingreift. Aus diesem Grund haben sich Rassen aller Sektoren auf Gemini 774 niedergelassen, hauptsächlich jedoch Cardassianer, die der Unsicherheit ihrer Heimat überdrüssig sind. Eher selten dagegen verirrt sich ein Ferengi nach Gemini 774.
Als uneheliche Tochter eines andorianischen Gardisten und einer jungen, unvereinigten Trill wuchs Yu'She die ersten vier Jahre in einer verborgen gehaltenen, aber glücklichen Familie auf. Erst als ihr Vater, von dem sie nur die Rasse und den Vornamen Yu'Lekh kennt, verschwand, zerbrach die Idylle. Ihre Mutter Irza verfiel dem Alkoholismus und verbitterte über die Jahre. Die junge Yu'She musste sich früh um sich selbst und um die Mutter kümmern, erbrachte nur mittelmäßige Leistungen in ihrer schulischen Laufbahn. Als der körperliche und geistige Verfall ihrer Mutter soweit fortgeschritten war, dass Yu'She ihre Versorgung nicht mehr allein bewältigen konnte entschied sie sich zur Sternenflotte zu gehen, wo sie Anspruch auf Versorgung pflegebedürftiger Familienangehöriger hatte.
Nach mehreren Einsätzen mit der Crew der USS Britannia, während derer sie sowohl Talente als auch Defizite zeigte, legte ihr der kommandierende Offizier den Besuch der Akademie nahe. Trotz eines holprigen Einstiegs und einer lebhaften Laufbahn schloss sie ihr Studium in der Sicherheitsabteilung mit Spezialisierung auf Scharfschützen und Sondereinsätze erfolgreich ab. Neben ihren akademischen Leistungen bewies sie ein Talent für Geskana, ein Ballspiel mit jeweils drei Spielern pro Team. Trotz eines Absturzes ihrer Noten, Leistungen und ihres Verhaltens im dritten Jahr, sind ihre Abschlussnoten sehr gut. Ihre Dozenten haben einen durchweg positiven Eindruck von ihr behalten.
Nach der Akademie wollte Ensign Yu`She zurück auf die USS Britannia, zurück zu der Mannschaft, mit der sie zarte Bande geschlossen hat. Doch die Britannia befand sich zur Zeit ihres Abschlusses außerhalb der Reichweite und so wurde sie auf die USS Farragutt versetzt, wo sie trotz aller Bemühungen keinen Zugang zu ihren Kollegen findet und die Tage damit zubringt auf eine balde Versetzung zu hoffen.
|
Gutachten zur Einstellung
Yu'She kämpft seit ihrer frühesten Adoleszenz mit den verschiedensten Wahrheiten und Gefühlen. Geprägt durch die alkoholsüchtige Mutter entwickelte sie eine voreingenommene Abneigung gegen Andorianer und Trill. Von ihrem Geliebten verlassen lässt Irza keine Gelegenheit aus, Schlechtes über Andorianer zu sagen. Weswegen sie die Trill so hasst, ist sie doch selbst eine, weiß Yu'She nicht. Eine Streitigkeit mit der mütterlichen Verwandtschaft, die Yu'She nie kennen lernte ist nicht aus zu schließen.
Im Gegensatz zu dem, was ihre Mutter über Yu'Shes Vater Yu'Lekh sagte, hat das Mädchen lebhafte Erinnerungen an eine intakte, geheime Familie. Sie idealisiert dieses Bild in ihren Gedanken, kann sich nur darauf verlassen, was sie glaubt, das wahr ist. Gleichzeitig aber kann sie sich nicht erklären, weswegen ihr Vater sie verlassen haben könnte, was sie anfällig für die Verleumdungen ihrer Mutter macht. Auch in nüchternem Zustand, so selten dieser auch vorkommt, gewährt Irza ihrer Tochter keine Wahrheiten über ihren Vater. Dies rührt Teils von der Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen für beide, Teils von Stolz und Trotz.
Das Wechselbad aus kalter Ignoranz und abgrundtiefer Verachtung ihrer Mutter, dem sie von Anfang an ausgesetzt war, bewirkte Selbsthass und Unsicherheit bei Yu'She. Trotz all ihrer Bemühungen erlangte sie nie die Anerkennung und Zuneigung, nach der sie sich verzehrte. In den Augen ihrer Mutter war sie das wandelnde Abbild all dessen, was ihr versagt geblieben war. Das verstärkte sich noch in Yu'Shes Pubertät, als sich die charakteristischen Trillflecken ausbildeten, die es ihr endgültig unmöglich machten ihre Abstammung zu verleugnen.
Yu'She ist verschlossen und voreingenommen. Speziell von Trill und Andorianern hält sie sich fern, denn je mehr sie über beide Rassen lernte, desto deutlicher wurde ihr bewusst, dass sie in keiner der beiden Kulturen zu Ansehen gelangen würde. Als Halbandorianerin würde sie niemals mit einem Symbionten vereinigt, als uneheliches Kind mit einer Trill würde sie in der Gesellschaft der Andorianer eher Wiedergutmachungsduellen als Anerkennung begegnen.
Gezeichnet
Gwendolyn Mouthworth
Counselor der Rekrutierungsstelle Sektor 47311-8
Sternzeit 11176.1842
Gutachten zur Beföderung und Abschluss der Akademie der Sternenflotte
Während ihrer Zeit auf der Akademie war Yu`She in ständiger, psychologischer Behandlung, die ihr helfen sollte ihre Schüchternheit zu überwinden. Dabei macht es die Geringschätzung ihrer Selbst sehr schwer, sie von der Bedeutung ihrer aktiven Teilnahme an sozialen Ereignissen und dem Knüpfen von Freundschaften zu überzeugen. Der Zweifel an der Richtigkeit und Relevanz ihrer Aussagen und ihrer Person ist allgegenwärtig.
Auch die Beziehung zu ihrer Mutter steht Yu`She oftmals im Weg. Irza hat es ihrer Tochter immer verübelt, dass sie sie in die Einrichtungen der Sternenflotte abgeschoben hat. Ihre Weigerung sich den Regeln und der Therapie zu unterwerfen macht es Yu`She immer schwer, sich mit ihr auseinander zu setzen. Irza scheut nicht davor zurück Yu`She psychisch unter Druck zu setzen, damit sie mit ihr nach Gemini 774 zurückkehrt. Sie redet ihr ein schlechtes Gewissen ein, greift ihr geringes Selbstbewusstsein an und schlägt in alte Wunden, in dem sie immer neue Lügen und Verleumdungen erzählt.
Doch die Sitzungen schienen erfolgreich zu verlaufen, als Yu`She nicht nur einen festen Freundeskreis in Form ihrer Mitbewohner und Teamkameraden im Geskana, fand, sondern sogar einen festen Freund, dem sie aufrichtige Zuneigung entgegenbrachte. Als sich herausstellte, dass dieser nicht die gleichen Gefühle für die junge Kadettin hegte, sondern sie als Herausforderung sah und nicht an ihr oder einer Beziehung interessiert war, stürzte Yu`She in ein tiefes Loch, was sie beinahe ein Jahr Wiederholung an der Akademie eingebracht hätte. Als sie ihre Wut und Trauer überwunden hatte, stürzte sie sich in die Arbeit, was sich positiv auf ihr Zeugnis, aber negativ auf ihre emotionalen Verarbeitungsprozesse ausgewirkt hat. Sie hat ihren ersten festen Freund überwunden, den Betrug und den Schmerz aber nie verarbeitet. Die Idee einer ihrer Freundinnen, die zuvor mit der behandelnden Counselor abgesprochen wurde, Yu`She als Trost eine Katze zu schenken, wurde unterstützt. Das Tier heißt Katze.
Um ihre Schüchternheit in den Griff zu bekommen, hielt sich Yu`She stets an die Verhaltensrichtlinien der Sternenflotte, was ihr den Dienst erleichtert. Auch in Situationen außerhalb des Dienstes verfällt sie oft in dieses Muster, weil es ihr Sicherheit gibt und ihr die Entscheidung abnimmt, eine persönlich relevante, auf ihren Charakter Rückschlüsse erlaubende Reaktion zu zeigen. Oftmals macht Yu`She Extraarbeit, um einen Vorwand zu haben mit ihren Vorgesetzten sprechen zu können. Gespräche im Dienst mit ihr zu führen ist schwer, da sie oft einfach zu schüchtern ist auf eine Frage ehrlich zu antworten. Auch im privaten scheut sie persönliche Gespräche und vor allem Konfrontationen. Ehe sie einen Streit durchleben muss, nimmt sie alle Schuld auf sich, nicht kalkuliert, sondern aus ihren unverarbeiteten Selbstzweifeln heraus. Dieses Verhalten steht im krassen Widerspruch zu ihrer oberflächlich freundlichen, stets lächelnden Erscheinung. Trotz ihres auffälligen Äußeren hat Yu`She die Kunst unbemerkt in einem Raum oder in Gesellschaft zu sein perfektioniert. Wenn sie nicht auf sich aufmerksam macht, registrieren ihre Kollegen oftmals gar nicht, dass sie überhaupt anwesend ist. Das verschafft ihr viele Einblicke in das soziale Gefüge der Mannschaft, doch es zeigt ihr auch immer wieder, wie wenig sie dazu beiträgt.
Die behandelnde Counselor ist der Überzeugung, dass sich Yu`She mit positiver Bestätigung und weiteren Sitzungen zu einem wertvollen, verlässlichen und kompetenten Offizier entwickeln wird.
Gezeichnet,
Doktor Elizabeth Jengs
Counselor der Akademie San Francisco
Sternzeit 13026.1498
|