Warum Taëlinai zur Sternenflotte ging ist weitgehend unbekannt. Sie stammt von Grendal, dem inneren Planeten des gleichnamigen Systems, das die Boslic ihre Heimat nennen. Recherchen ergaben, dass sie aus einer wohlhabenden, einflussreichen Familie stammt und eine rosige Zukunft vor sich hatte, begünstigt durch die Stellung und Privilegien ihrer Familie.
Nach der erfolgreichen Absolvierung der Sternenflottenakademie mit 23, also verhältnismäßig spät, trat sie ihren ersten Dienst an Bord der USS Britannia an, wo sie unter Lieutenant Jose Sadleir bald Counselor wurde. Ihre Dienstakte ist einwandfrei, doch musste sie die Britannia verlassen, weil sie sich während einer Außenmission auf der Forschungseinrichtung auf Goddard 3 mit dem Zeta-Virus infizierte und zur medizinischen Untersuchung nach Mimas auf dem Trabanten von Sol III gebracht wurde.
Nachdem die Ausbrüche der Krankheit durch Implantate in den Griff bekommen worden waren, wurde sie für diensttauglich erachtet und kehrte zur Sternenflotte zurück. Nachdem sie auf die USS Nightingale versetzt wurde, fand das Schiff und seine Besatzung nach einem Borgangriff ihr Ende. Taëlinai wurde gefangen genommen und Untersuchungen unterzogen. Nach Monaten fand sie ein neues zu Hause auf der USS Fairhaven, doch verweilte sie nicht lange dort. Der Botschafter Frank Dougherty brachte Taëlinai mit der Ideologie der Pure Federation in Kontakt und gemeinsam verließen sie die Sternenflotte nach nicht einmal einem Jahr.
Auszug aus den Prozessakten zur Schuldfeststellung der Separatisten um die Pure Federation
Fallnummer: 731,442 Lieutenant PF Taëlinai Sadleir
Anklage lautet auf Desertieren und manipulative Gefährdung der USS Fairhaven in Tateinheit mit Gefährdung der Crew der USS Fairhaven, sowie Beteiligung auf Angriffe föderierter Schiffe, darunter die USS Perrywell, USS Bimas, USS Boston und der Station SB 593 Oblivion. Desweiteren wird der Angeklagten die Gefährdung der jeweiligen Crews und der Verschwörung, Aufruf zur Meuterei und Beteiligung an über 30 Desertationen zur Last gelegt.
Nach eingehender Prüfung des Sachverhalts und Beweisauswertung wurde zu Protokoll gegeben, dass sich die Angeklagte im Moment der Not auf die Seite der Föderation stellte und half den Angriff auf das Föderationszentrum Sol III, die Erde, abzuwehren. Dabei rettete sie unter Einsatz ihres Lebens 86 Crewmitgliedern das Leben.
Hiermit wird das Urteil des von der Präsidentin persönlich berufenen Untersuchungs- und Fahndungskomitees „Pure Federation“ bekannt gegeben:
Das Urteil lautet auf Degradierung der Lieutenant PF zur Ensign SF und Wiedereinstellung in die Dienste der Sternenflotte.
Erklärung: Ehemalige Mitglieder der Pure Federation, deren Heimatwelten nicht Mitglied der Föderation sind, haben keinen Anspruch auf Wiedereinstellung in die Dienste der Sternenflotte. Die Angeklagte ist jedoch mit dem ehemals Captain PF Jose Sadleir, nun Lieutenant SF Saidler, ehelich verbunden und fällt damit unter die Bestimmung zum Erhalt interspezies-Ehen zur Förderung intergalaktischer, interspezies Beziehungen. Das Urteil des Komitees bleibt auch nach einer Scheidung benannten Ehepaares rechtsgültig.
Gegen dieses Urteil kann keine Revision eingelegt werden.
Es steht der Ensign frei ihren Dienst bei der Flotte zu quittieren.
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Taëlinai war schon vor ihrer Infizierung mit dem Zetavirus eine übellaunige Person. In früheren Sitzungen berichtete sie über ihre „Stirnstimme“, eine Stimme, die sie hinter ihrer Stirn lokalisiert und die sie unablässig beleidigt und verhöhnt. Es bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung für sie oder andere durch diese Wahnvorstellung.
Die Ernennung zur Schiffscounselor motivierte Taëlinai sich ihren Kameraden zu öffnen und Mitgefühl zu entwickeln. Dennoch zählt sie zu der Sorte Counselor, die ungeduldig sind und harsche Therapien empfehlen. Der Erfolg bei vielen ihrer Patienten gibt ihrer Vorgehensweise Legitimität.
Die Implantate in ihrem Nacken erinnern Taëlinai stets daran, dass sie infiziert ist. Es gibt ihr ein Gefühl der Unvollkommenheit, der Beschädigung. Doch sie wurde auch ruhiger, besonnener. In vielen Situationen erweckt sie den Eindruck vorlaut und missgelaunt zu sein um ihre Krankheit zu verdrängen. Die Auswirkungen des Virus zeigen sich hauptsächlich, wenn ihr Temperament zum Vorschein kommt: jeder Wutanfall, jede Panikreaktion, aktiviert das Virus in ihrem zelebralen Cortex. Die Implantate verhindern, dass sie wie die meisten humanoiden Spezies die Kontrolle über sich verliert und ein reflex- und instinktgesteuerter Primat wird, in dem sie die Boslic ausknocken. Um das zu verhindern hat sich Taëlinai den vulkanischen Praktiken der Gefühlskontrolle unterzogen. Von Erfolg kann man dabei nicht sprechen.
Mehr jedoch als das Zetavirus wird Taëlinai von ihren Erlebnissen an Bord einer Borgspähre gequält. Bevor sie auf die USS Fairhaven kam, tat sie einige Wochen Dienst auf der USS Nightingale, die bei einem Angriff der Borg zerstört und deren Crew assimiliert wurde. Taëlinai wurde von dem Kollektiv untersucht und aufgrund des Virus nicht assimiliert. Wissenschaftler der Sternenflotte spekulieren, dass sie das Kollektiv ebenfalls infizieren könnte. Trotz der Bedeutung für den Kampf gegen die Borg wird Taëlinais Wunsch sich keiner weiteren Untersuchung unterziehen zu müssen respektiert.
Dass sie möglicher Weise als biologische Waffe eingesetzt werden könnte belastet die Boslic ebenso wie die Erinnerung an die Monate der Gefangenschaft. Ihr Körper ist übersät mit Narben, die in dieser Zeit entstanden. Eine kosmetische Behandlung wurde stets abgelehnt. Nach Meinung des zuständigen Counselors ein Versuch die Realität anzunehmen und das Gefühl der Unvollkommenheit sichtbar zu machen.
Was immer den Bruch zwischen ihrer Familie und ihr verursacht haben mag, scheint auch im Vergleich zu ihrem Werdegang nicht irrelevant genug zu sein, als dass sie darüber sprechen oder Versuche der Kontaktaufnahme unternehmen würde. Doch besteht nach Meinung des Counselors keine Notwendigkeit um aktuell Hilfe leisten zu können.
Taëlinai weigert sich freundschaftliche oder romantische Beziehungen einzugehen, muss sie doch stets befürchten einen anderen zu infizieren. Sie schottet sich gegen ihre Umwelt ab. Die Trennung von ihrem Mann, die durch das SFC bestimmt wurde, isoliert sie endgültig. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich in ihre neue Crew integrieren kann.
Es werden regelmäßige Berichte gefordert.
Counselor Sarah Toga
Im Auftrag des SF Counselorcorps
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