Mira hatte eine wunderschöne Kindheit gehabt und bis auf gelegentliche, kleinere Auseinandersetzungen mit ihrem Bruder Vega konnte sie auch in ihrer Beziehung zu ihm nichts wirklich Negatives bemängeln. Klar waren die anderen Jungs oft gemein zu ihr gewesen, deshalb hatten sie ja auch die Prügel verdient, die sie - und wenn die nicht reichten auch Vega - ihnen verpasste. Ok, Vega hat meist nicht geprügelt, sondern nur geredet oder gedacht, aber das war ja fast das Selbe! Sie hatten eine andauernde telepathische Verbindung, was wohl auf ihre eineiige Zwillingsherkunft zurückzuführen war. Manchmal war das schon nervig, aber meistens konnte man sich damit nur Vorteile verschaffen. Zum Beispiel in der Schule! Sie hatte nie ein Problem damit, die Prüfungen zu bestehen, da ja ihr Bruder alles gelernt hatte und sie automatisch von seinem Wissen zehren konnte. Doch als die Lehrer das merkten, steckten sie Vega in die eine und Mira in die andere Klasse, daher sanken ihre Noten ab, weil sie nicht mehr den selben Stoff durchnahm wie Vega. So hatte sie wohl oder übel selbst anfangen müssen zu lernen. Am Schluss machte sie sogar die Ausbildung zum Techniker und spezialisierte sich dann auf Raumfahrtechnik und Fahrzeugtechnik. Dazu konnte sie ihre praktische Erfahrung gleich auf der Sternenflottenakademie
machen. Mira arbeitete dort ein bißchen weiter, obwohl sie schon fertig war mit ihrer Ausbildung. Nachdem Vega und sie wieder nach Betazed zurückgekehrt waren, suchten sie sich auch hier einen Job, um ihre Praxis noch zu verfeinern. Eines Tages, als Mira gerade heimwärts schlenderte, vernahm sie einen ohrenbetäubenden Krach und die Erde bebte unter ihren Füßen. Kurz danach nahm sie ein heilloses Durcheinander von Gedanken wahr, die überall um sie herum in Panik ausbrachen. Sie lief so schnell ihre Beine sie trugen in die Richtung, in der ihre Eltern wohnten, da das Geräusch von dort gekommen zu sein schien. Schon als Mira noch zwei Ecken von dem Haus der Eltern entfernt war spürte sie ein unsägliches Leid und die alles überschwemmende Trauer ihres Bruders und schnappte einen Gedanken auf, der ihr dicke Tränen aus den Augen quellen und über ihre Wangen laufen ließ. 'Nein!', dachte sie. Im nächsten Moment stand sie auch schon vor dem riesiden Krater, den diese Detonation hervorgerufen hatte. Tränenblind bahnte sie sich durch die panische Menge einen Weg zu Vega, den sie am Rand des Kraters kniend vorfand, sein Gesicht in den Händen verborgen. Sie ließ sich vor ihm auf die Knie fallen und nahm ihnso fest in die Arme, wie sie es noch nie getan hatte. Diesen Bruder, der ihr immer geholfen hatte, wenn sie in Schwierigkeiten gesteckt hatte, der sie manchmal auch zur Weißglut getrieben hatte mit seiner Besserwisserei, der ihr immer leicht vorraus gewesen war und den sie dennoch über alles liebte. Er erwiederte ihren festen Druck und beide weinten. Weinten über den Tod ihrer Eltern, die immer da gewesen waren und die jetzt plötzlich einfach nicht mehr existierten. Es war, als hätte man ihnen eine Wunde geschlagen, die mindestens ebenso groß war, wie dieser verfluchte
Krater von dieser verfluchten Bombe, die nur wegen diesem verfluchten Krieg auf diesem verfluchten Planeten eingeschlagen war. Mira steigerte sich so sehr in diesen verzweifelten Gedankengang hinein, dass sie nicht mal der alte Freund ihrer Eltern, der den Beiden wie ein Onkel war, herausreißen konnte, als er ihnen an die Schulter fasste und meinte, sie müssten auf dem schnellsten Weg von hier verschwinden. Zu ihrem Glück konnte sich Vega wieder so weit fassen, dass er die Initiative ergriff und sie quer durch die aufgescheuchte, ängstliche Masse manövrierte. Er schien ein Ziel vor Augen zu haben, doch war Mira mittlerweile so in ihrem Schock versunken, dass sie keinen klaren Gedanken mehr erkennen oder aussenden konnte. Sie versank in einem tiefen Ozean aus Wehgeschrei, panischen Gedanken, Hilferufen, wild umherlaufenden Füßen und rempelnden Ellbogen.... Einige Zeit später fand sie sich auf einem Schiff wieder. Sie erkannte es als das Schiff, dass zufällig über Eternavitare stationiert gewesen war. Mira rappelte sich von den Decken hoch, auf die man sie gebettet hatte und legte sie einem kleinen Kind um, das genau neben ihr kauerte und zitterte. 'Es steht auch unter Schock.', dachte sie mit einem prüfenden Blick in die Gedankenwelt des Kindes. Beim Umlegen der Decke bemerkte sie, dass ihr Arm in einer Schlinge hing. Dann ging sie ihren Bruder suchen, was durch die gedankliche Verbindung nicht weiter schwer fiel, obwohl das Schiff hoffnungslos mit Flüchtlingen überladen war. Überall standen, saßen oder lagen Verletzte und Gesunde. Ihr fiel erst jetzt auf, dass ihr die Rippen höllisch weh taten. 'Die muss ich mir wohl gebrochen haben!', stellte sie in Gedanken fest.
An einem der Steuerpulte fand sie endlich ihren Bruder, der zusammen mit einem anderen Mann, den Vega noch von der Schule her kannte, das Schiff steuerte. 'Das bist ja wieder typisch du!', meinte sie halb lächlend zu ihrem Bruder, der daraufhin ebenfalls lächelte und dachte: 'Aber wenigstens kann ich ein bißchen was für diese Leute hier tun!' An dieser einschneidenden Erfahrung hatte Mira noch lange zu knabbern. Sie wurden mit Hilfe der Föderation auf einen anderen Planeten umgesiedelt, doch wollten Beide nicht lange dort bleiben. Sie wollten sich beschäftigen und so heuerten sie bei der U.S.S. Horizon an. Auf einem Schiff wollten sie schon immer mal arbeiten....
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